Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln
Wie können Sie die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln gewährleisten? Wir erklären, was es zu beachten gibt, stellen Methoden vor und zeigen Vorgaben, Maßnahmen und Tipps.
1. Februar 2024
Frühstück, Mittagessen, Dinner und Snack: Von früh bis spät haben wir mit Lebensmitteln zu tun und gehen davon aus, dass diese hochwertig sowie sicher sind. Was im Regal steht, muss schließlich gut sein. Doch für lebensmittelproduzierende Unternehmen ist der Weg zum sicheren Produkt aufwändig – und das oberste Ziel zugleich. Um die Sicherheit zu gewährleisten, unterliegt die Rückverfolgbarkeit strengen Regularien. Was diese umfassen, welche Methoden es gibt, sie zu erreichen, und welche Rolle Software dabei spielt, lesen Sie in unserem Beitrag.
Darum ist die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln wichtig
Bei der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln geht es darum, dass sämtliche Schritte und Stufen der Produktion, Verarbeitung und des Vertriebs nachverfolgt werden können. Um das sicherzustellen, müssen die unmittelbaren Vorlieferanten und die direkt folgenden Abnehmer eines Produktes auf jeder Lebensmittelstufe bekannt sein. Ziel der Lebensmittelrückverfolgbarkeit ist es, im Falle eines ungewollten Vorkommnisses Schadenbegrenzung betreiben und zum Beispiel qualitativ mangelhafte Produkte schnellstmöglich aus dem Markt nehmen zu können. Weitere Ziele, die die Rückverfolgung von Lebensmitteln verfolgt, sind:
- Verbraucherinnen und Verbraucher mit den relevanten sowie wahren Informationen versorgen
- Maximale Produktqualität und Sicherheit im Umgang mit Lebensmitteln sicherstellen
- Die Ursache für mangelhafte Qualität eines Produktes, zum Beispiel den Produktionsschritt, der zur Verunreinigung geführt hat, identifizieren.
Dokumentierte Nachweispflicht im Rahmen der Rückverfolgbarkeit
Seit dem 1. Januar 2005 ist die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln für sämtliche Unternehmen der Lebensmittelkette von der EU verpflichtend festgelegt. Die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 für Lebensmittel beinhaltet im Wesentlichen folgende Punkte:
- Unternehmen müssen Behörden auf Nachfrage darüber informieren, mit welchen Lieferanten und gewerblichen Abnehmern sie kooperieren.
- Die Verordnung umfasst zudem die Empfehlung, zusätzliche Informationen zum Beispiel zur Menge, Chargennummer bzw. Losnummer oder Produktbeschreibung griffbereit zu haben.
Um sicherzustellen, dass ein Produkt bei Bedarf schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen werden kann, müssen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie also in der Lage sein, nachzuweisen, von wem Produkte stammen und an wen sie weitergegeben wurden. Da Behörden jeden Rückruf überwachen, stellt das betroffene Unternehmen die entsprechenden Daten zur Rückverfolgbarkeit zur Verfügung.
Welche Informationen im Zuge der Rückverfolgbarkeit genau dokumentiert werden müssen, unterscheidet sich meist nach Region und den entsprechenden gesetzlichen Vorschriften. Typische Informationen, die häufig erfasst werden, sind:
- Herkunft von Produkten und Produktionsstandort
- Chargennummer/Losnummer
- Informationen zum Transport wie verwendete Transportmittel, Angaben zur Route, Angaben zu Lagerbedingungen während des Transports
- Angaben zum Vertriebsweg samt Groß- und Einzelhandel sowie Endverbraucher
- Informationen zur Verarbeitung, zum Beispiel die durchlaufenen Schritte, Lager- und Umgebungsbedingungen
- Angaben zur Kennzeichnung wie Produktetiketten, Barcodes und QR-Codes
- Dokumentation von Qualitätskontrollen und Rückrufverfahren
- Angaben zu den Lieferanten samt Rohstoffen sowie Lieferqualität und -sicherheit
- Verbraucherinformationen samt Kontaktdaten und Handlungsempfehlungen, falls es zu Problemen kommt
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Wer schreibt die europaweite Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln vor?
Die Regelung, dass Lebensmittel europaweit rückverfolgbar sein müssen, wurde von der Europäischen Union festgelegt. Als Grundlage dient die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2022. Im Wesentlichen legt sie fest, dass folgende Parteien die Rückverfolgbarkeit für Lebensmittel sicherstellen müssen:
- Alle an der Lieferkette beteiligten Parteien wie Landwirte, Produzenten, Transportunternehmen und der Handel.
- Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung. Ihm obliegt die Überwachung, dass alle an der Lieferkette Beteiligten die Vorgaben der EU-Vorschrift erfüllen.
- Die Europäische Union, da sie die entsprechende Gesetzgebung erlässt, die Qualitäts- und Sicherheitsstandards regelt und im Bedarfsfall die nötigen Maßnahmen koordiniert.
Die wichtigsten Methoden und Technologien zur Rückverfolgung von Lebensmitteln
Die Rechtsgrundlage für die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ist streng und eindeutig definiert. Doch wie stellen Unternehmen sicher, diesen Anforderungen zuverlässig gerecht zu werden? Einige Methoden und Technologien unterstützen bei der Einhaltung.
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Codes
Eine Möglichkeit, die Rückverfolgung von Lebensmitteln zu unterstützen, ist das Anbringen von Barcodes und QR-Codes auf den Verpackungen der Lebensmittel. Diese zeigen durch reines Scannen die Informationen auf, die zur Rückverfolgbarkeit benötigt werden. Dazu zählen beispielsweise Ort und Datum der Produktion.
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RFID (Radio-Frequency Identification)
Über die drahtlose Technologie RFID lassen sich Daten per Radiowellen übertragen. Damit Informationen bezüglich der Produktion gespeichert werden können, werden sie auf Lebensmittelverpackungen angebracht. Über die gesamte Lieferkette hinweg können die Produkte dadurch unkompliziert identifiziert werden.
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GPS (Global Positioning System)
Indem Unternehmen GPS in Transportfahrzeuge integrieren, ist es möglich, Lebensmittellieferungen in Echtzeit zu verfolgen. Transportwege und Zeitpunkte lassen sich so digital nachvollziehen und überwachen.
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Nanotechnologie
Mittels Nanotechnologie lassen sich Lebensmittelverpackungen mit winzig kleinen Markierungen versehen. Diese können über den gesamten Produktlebenszyklus verfolgt werden.
Bei den genannten Technologien handelt es sich um einen Auszug aus viel mehr Möglichkeiten. Um die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln zuverlässig sicherzustellen, werden in der Praxis zudem meist mehrere Methoden miteinander kombiniert. Je besser diese aufeinander abgestimmt sind, desto sicherer sind Unternehmen aufgestellt – und das müssen sie auch. Denn den zahlreichen Sicherheitsmechanismen stehen zugleich Herausforderungen gegenüber, denen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie gerecht werden müssen.
Komplexität, Globalisierung und Regularien: Lebensmittelrückverfolgung ist herausfordernd
Die Rückverfolgung von Lebensmitteln ist enorm wichtig für die Food-Branche und maßgeblich für die Sicherheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Doch die Thematik ist auch von Herausforderungen geprägt, die sich von Unternehmen zu Unternehmen und je nach Art des Produktes unterscheiden. Insbesondere aufgrund der Globalisierung und bedingt durch regulatorische Entwicklungen, lassen sich einige jedoch besonders häufig feststellen:
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Komplexe Lieferketten
Mit der Globalisierung hat auch die Komplexität von Lieferketten zugenommen. Je mehr Parteien am Prozess der Produktionskette beteiligt sind, desto schwierig ist es, die einzelnen Schritte bzw. Güter zu verfolgen. Umfasst der Prozess zusätzlich Parteien über Ländergrenzen hinweg, wird die Erfassung weiter erschwert.
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Vielfältige Produkte
Vom frischen bis zum stark verarbeiteten Produkt: Lebensmittel werden in den verschiedensten Varianten angeboten. Herausfordernd, denn von Produkttyp zu Produkttyp verändern sich die Anforderungen bezüglich der Rückverfolgbarkeit. Einen einheitlichen Standard und ein übergreifendes Verfahren einzuführen, ist schier unmöglich.
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Kosten und Aufwand
Um eine zuverlässige und konstante Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, ist viel Aufwand nötig und es müssen zahlreiche Ressourcen eingesetzt werden – Voraussetzungen, auf die nicht jedes Unternehmen ohne Weiteres zurückgreifen kann. Häufig bedeutet die Vorgabe daher viel Planungsarbeit.
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Sicherheit und Schutz von Daten
Um die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln sicherzustellen, müssen zahlreiche Daten gesammelt und gespeichert werden. Dieses Vorgehen wirft immer wieder Bedenken bezüglich Datenschutz auf, sodass Unternehmen darauf achten müssen, die entsprechenden Regularien einzuhalten.
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Fehlende Standards
Für die Kennzeichnung und Rückverfolgung von Lebensmitteln mangelt es an definierten Standards. Die Beteiligung zahlreicher Parteien und internationales Agieren erschweren die Ausgangssituation zusätzlich. All diese Faktoren führen dazu, dass der Austausch von Daten sowohl zur Erfassung von Informationen als auch im Reklamationsfall erschwert wird.
Software als Unterstützung für die Rückverfolgbarkeit der Lebensmittelbranche
Eine sinnvolle und zukunftssichere Möglichkeit, den Herausforderungen der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln zu begegnen, stellt Software dar. Enterprise Resource Planning bietet die Basis, um sämtliche Informationen zu Produktionsprozessen kompakt zu sammeln. Eine Lösung, die sich besonders für kleine und mittelständische Unternehmen eignet, stellt das ERP-System Microsoft Dynamics 365 Business Central dar. Doch um die Bedürfnisse der Lebensmittelindustrie vollständig abdecken zu können und besonders den Herausforderungen der Rückverfolgbarkeit gerecht werden zu können, sind zusätzliche Funktionalitäten nötig.
Rückverfolgbarkeit sicherstellen mit ERP-Branchenlösung YAVEON ProBatch
Die passende Lösung, um aus einem guten Standard-ERP eine branchengeeignete Speziallösung zu machen, ist YAVEON ProBatch. Das System ist vollständig in BC integriert und erweitert den Funktionsumfang der Lösung. Das Kernstück, um die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln zu bewerkstelligen: Chargenverwaltung samt Chargenrückverfolgung. Sie gewährleistet Sicherheit sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucherinnen und Verbraucher, indem sie im Falle von Rückrufaktionen alle relevanten Informationen zu Produkten und deren Zusammensetzung per Mausklick anzeigt und Reaktionsfähigkeit schenkt – das A und O für sichere und zuverlässige Prozesse.
So implementieren Sie ein Rückverfolgungssystem erfolgreich
Um langfristig die Anforderungen der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln erfüllen zu können, benötigen Unternehmen systemgestützte Prozesse. Einige Schritte helfen dabei, diese erfolgreich zu implementieren:
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1.
Definieren Sie konkrete Ziele, die Sie für die Rückverfolgbarkeit erreichen wollen. Darunter fallen zum Beispiel die Verbesserung der Produktsicherheit, Risikominimierung und die Einhaltung aller Gesetze und Vorschriften.
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2.
Führen Sie eine Prozessanalyse durch, um kritische Stellen in Ihrem Produktionsprozess zu erkennen und die Lösung entsprechend anpassen zu können.
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3.
Wählen Sie eine Lösung, die mit Ihren bestehenden Systemen kompatibel ist, denn so vereinen Sie Nutzen und arbeiten nahtlos.
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4.
Schulen Sie die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um reibungslose Abläufe und effizientes Arbeiten zu ermöglichen.
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5.
Betrachten Sie den aktuellen Stand regelmäßig kritisch, um Optimierungspotenziale zu erkennen und stetig besser zu werden.
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6.
Überprüfen Sie die Compliance-Anforderungen und stellen Sie deren Einhaltung sicher, um maximale Sicherheit sowie Reaktions- und Auskunftsfähigkeit zu gewährleisten.
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7.
Setzen Sie auf eine Software, die zu Ihnen und Ihrer Unternehmensgröße passt und entscheiden Sie sich für einen Partner, der Sie durch die Implementierungsphase begleitet und auch bei Wachstum an Ihrer Seite ist.
Lernen Sie unsere ERP-Branchenlösung kennen
Und werden Sie den Herausforderungen der Rückverfolgung von Lebensmitteln gerecht.