Lieferantenbewertung
Was ist Lieferantenbewertung?
Eine Lieferantenbewertung ist ein systematischer Prozess, der es Unternehmen ermöglicht, Lieferanten anhand festgelegter Kriterien zu beurteilen. Ziel ist es, die Gesamtleistung, Zuverlässigkeit, Produktqualität, den Kundenservice und die Fähigkeit zur Erfüllung spezifischer Anforderungen zu bewerten.
Was sind die Ziele von Lieferantenbewertung?
Im Wesentlichen verfolgt die Lieferantenbewertung zwei Ziele:
Mit einer Lieferantenbewertung gestalten Unternehmen also den Auswahlprozess neuer Lieferanten effizient, transparent und passgenau. Kommt es zu Lieferengpässen fällt außerdem die Wahl eines alternativen Lieferanten leichter. Zudem erhalten Unternehmen und Lieferanten die Möglichkeit aufkommende Schwachstellen direkt aus der Welt zu schaffen. Die Lieferantenauswahl hat somit das Potenzial, ein partnerschaftliches Miteinander zu stärken.
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Nach welchen Kriterien bewertet man einen Lieferanten?
Die Bewertung von Lieferanten erfolgt anhand verschiedener qualitativer sowie quantitativer Kriterien, die ein Unternehmen zuvor festlegt.
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Einkaufskriterien
Einkaufskriterien umfassen Fragen zu Kosten und werden häufig von Unternehmen mit geringen Gewinnmargen herangezogen. Typische Einkaufskriterien sind:
- Einkaufspreis
- Zahlungsziel
- Transparenz der Preise mittels Cost-Break-Down
- Anregungen, um Preise zu reduzieren
- Verträge, die die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit umfassen
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Qualität
Qualität ist für viele Unternehmen der wichtigste Faktor in der Beurteilung von Lieferanten. Denn um hochwertige Produkte herstellen zu können, werden Materialien und Dienstleistungen mit entsprechender Qualität benötigt. Um die Lieferantenqualität messbar darstellen zu können, erfolgt die Bewertung mittels Kriterien, die anhand von Zertifikaten, Dokumenten oder Kennzahlen der gelieferten Produkte geprüft werden. Typische Qualitätskriterien sind:
- Zertifizierungen
- Qualitätsmanagementsystem (z.B. nach ISO9001)
- Menge an Reklamationen
- PPM-Rate, also die Anzahl, wie viele Teile pro einer Million gelieferter Teile, mangelhaft war
- 8D- und CAPA-Report
- Qualität im Produktionsteil-Freigabeverfahren (Production Part Approval Process, PPAP)
- Erreichbarkeit des Lieferanten
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Logistikkriterien
Logistikkriterien gewähren Einblicke in die Zuverlässigkeit von Lieferanten sowie den Bestellprozess. Typische Logistikkriterien sind:
- Termin- und Mengentreue
- Bestellsysteme in der Lagerwirtschaft
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Entwicklungskriterien
Um dauerhaft mit einem Lieferanten arbeiten zu können, legen viele Unternehmen Wert darauf, dass die gelieferten Produkte weiterentwickelt und immer auf dem neuesten Stand der Technik sind. Typische Entwicklungskriterien sind:
- Fähigkeit, Innovationen umzusetzen
- Kommunikation
- Investitionen in Forschung
- Position der eingesetzten Technologie im Vergleich zu anderen Anbietern
- Menge optimierter Prozesse
- Anteil an Neuentwicklung
Nach welchen Methoden prüft man die Kriterien?
Um die vorab vorgestellten Kriterien möglichst gut prüfen zu können, greifen Unternehmen auf verschiedene Methoden zurück. Einige Beispiele sind:
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Punktbewertungs­verfahren (Scoring-Modell)
Beim Punkteverwertungsverfahren werden für unterschiedliche Kriterien Punkte vergeben. Bei Bedarf können die Kriterien auch gewichtet werden. Am Ende werden die Punkte dann addiert. Der Lieferant mit der höchsten Punktezahl gewinnt. Dieses Verfahren kommt besonders in den Life-Sciences-Branchen zum Einsatz.
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Stärken-Schwächen-Profil
Beim Stärken-Schwächen-Profil werden die Lieferantenleistungen grafisch als Bild dargestellt. Die Bewertungskriterien trägt das Unternehmen in der Zeile einer Tabelle, die erreichten Punkte in einer Spalte ein. Die Punkte werden miteinander verbunden und am Ende der Auswertung ergibt sich eine farbliche Darstellung der Bewertung.
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SCOPE-Methode
Die SCOPE-Methode ermöglicht es, Lieferanteninformationen zu strukturieren und in fünf Kategorien einzuteilen:
- Strategic Fit (langfristige Eignung)
- Customer Portfolio (Referenzportfolio)
- Operational Excellence (operative Kompetenz)
- Product and Process Development (Produkt- und Prozessentwicklung)
- Economic Viability (wirtschaftlicher Erfolg)
Um den Überblick zu behalten, welche Bereiche bei der Lieferantenauswahl besonders wichtig sind, werden im Anschluss die Kategorien mit Blick auf die Bedürfnisse des Unternehmens gewichtet nach den Kriterien:
- zwingend erforderlich
- wichtig
- interessant
Mit der SCOPE-Methode lassen sich gesammelte Informationen über Lieferanten strukturieren und in fünf Kategorien unterteilen. Der SCOPE-Ansatz verfolgt einen strategischen und langfristigen Ansatz. Die Kategorien werden im Anschluss hinsichtlich der eigenen Unternehmensbedürfnisse in „zwingend erforderlich“, „wichtig“ und „interessant“ gewichtet. Hierdurch weiß ein Betrieb, auf welchen Bereich es sich bei der Lieferantenauswahl intensiv konzentrieren muss und welche Kategorie eher vernachlässigt werden kann.
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Nutzwertanalyse
Die Nutzwertanalyse gibt die Gewichtung von Kriterien in Form von Prozentzahlen an. Dafür werden die einzelnen Kriterien nach Wichtigkeit festgelegt, wobei die Summe 100 % ergeben muss, zum Beispiel:
- Qualität: 80 %
- Preis: 20 %
Nun erfolgt die Bewertung der Lieferantenangebote mit den Werten 1 (mangelhaft) bis 5 (sehr gut), zum Beispiel:
- Qualität: 80 %; Lieferant A: 3; Lieferant B: 5
- Preis: 20 %; Lieferant A: 5; Lieferant B: 3
Abschließend erfolgt die Berechnung des finalen Wertes der Lieferanten gewichtet anhand der Kriterien, also:
- Lieferant A für Qualität: 3 * 0,8 = 2,4; für Preis: 5 * 0,2 = 1; 1 + 2,4 = 3,4
- Lieferant B für Qualität: 5 * 0,8 = 4 ; für Preis: 3 * 0,2 = 0,6; 4 + 0,6 = 4,6
Demnach würde die Entscheidung für Lieferant B fallen.
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Profilanalyse
Die Profilanalyse bildet die Anforderungen, die ein Unternehmen an einen Lieferanten stellt, ab und zeigt auf, welche Lieferanten diesen Anforderungen gerecht werden. Das Ergebnis sind Leistungsprofile der Lieferanten, die als Grundlage für die Wahl des passenden Lieferanten herangezogen werden können.
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ABC-Analyse
Bei der ABC-Analyse werden Lieferanten nach den Kriterien A (sehr wichtig), B (wichtig) und C (weniger wichtig) eingeordnet, wie stark sie am Unternehmensumsatz beteiligt sind.
Was fordert die ISO 9001 zur Lieferantenbewertung?
ISO 9001 Kapitel 8.4 Steuerung von extern bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen formuliert im Unterpunkt 8.4.1 „Allgemeines“ die Forderungen an die Lieferantenbewertung mit Bezug auf das Qualitätsmanagement. Sie fordert, dass sowohl Lieferanten physischer Materialien als auch von Dienstleistungen umfassend geprüft und bewertet werden müssen. Zudem fordert sie die Aufbewahrung dokumentierter Informationen zum Bewertungsverfahren und dessen Ergebnis sowie der Maßnahmen, die sich aus einer solchen Bewertung ergeben haben. Um das zu erreichen, fordert die ISO 9001, dass Unternehmen Kriterien für die Bewertung festlegen müssen. Typischerweise handelt es sich dabei um die oben genannten. Wie eine Lieferantenbewertung ablaufen muss, legt die ISO 9001 nicht fest.
Was fordert der EU-GMP Leitfaden beim Einsatz von Lieferanten und Dienstleistern von Computerisierten Systemen?
Im EU-GMP Leitfaden Annex 11 im Kapitel Lieferanten und Dienstleister heißt es, dass die Verantwortlichkeiten vertraglich festgehalten werden müssen, wenn Dritte im validierten Umfeld eingesetzt werden. Kompetenzen und Zuverlässigkeit des Lieferanten sind als Schlüsselfaktoren zu betrachten. Des Weiteren werden explizit dokumentierte Audits (vor Ort oder postalisch) beim Lieferanten vorgeschrieben. Die entsprechenden Auditergebnisse sind auf Verlangen der jeweiligen Behörde zugänglich zu machen.
Wie erfolgt die Lieferantenbewertung mithilfe eines ERP-Systems?
Ein ERP-System kann die Erstellung einer Lieferantenbewertung erleichtern, denn es beinhaltet zahlreiche Daten, die für die Bewertung benötigt werden. Beispielsweise handelt es sich dabei um:
- Stammsätze zu Lieferanten
- Bestellungen
- Rahmenverträge
- Abrufe und Lieferungen
- Wareneingänge
- Reklamationen
Zudem ist es in vielen Systemen möglich, Kriterien, Klassifizierungen sowie Analysen festzulegen und die Lieferantenbewertung damit auf Basis verlässlicher Werte umzusetzen.
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